Kölner Kulturrat fordert auf Symposium von der Stadt Köln schnelles Handeln - Akteure statt Bedenkenträger: Bürgerbeteiligung als Bereicherung für die Kultur

kölnerKöln, 29.Januar 2014 Müssen Politik und Verwaltung die Bürger bei Großprojekten besser einbinden? Kann eine ausgeprägte Beteiligungskultur sogar ein Gewinn für alle Beteiligten sein? „Ja“, meinten die 150 Teilnehmer aus 26 deutschen Städten, die am vergangen Freitag beim 4. Kölner Kulturpolitischen Symposium im Museum für Angewandte Kunst zusammenkamen. Zahlreiche Modelle und Erfahrungen aus dem gesamten Bundesgebiet zeigen, dass eine frühzeitige, verbindliche Bürgerbeteiligung in offenen, transparenten Verfahren mit klar definierten Zielen zu einem weitgehend akzeptierten und mehrheitlich legitimierten Ergebnis führen. Dies gilt nicht zuletzt für kulturelle Projekte. In diesem Zusammenhang forderte der Veranstalter des Symposiums, der Kölner Kulturrat, von Stadt und Verwaltung die frühzeitige Einrichtung eines Beteiligungsmodells, um die negativen Erfahrungen bei Kulturprojekten wie aktuell bei der Archäologischen Zone / Bau des jüdischen Museums in Zukunft vermeiden zu können.

Schon die Eingangsstatements des Symposiums durch Dr. Peter Bach, Sprecher des Kölner Kulturrats, Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln und Susanne Laugwitz-Aulbach, Kulturdezernentin der Stadt Köln, machten deutlich: Partizipation ist keine Frage mehr des „Ob“, sondern des „Wie“. Dies unterstrich eindringlich Klaus Hebborn, Kulturdezernent des Deutschen Städtetags, in seinem Vortrag über „Beteiligungskultur in Kommunen“. Er wies auf die Bedeutung für das Gemeinwohl hin, wenn eine möglichst breite und vielfältige Einbindung der Bevölkerung erreicht wird, die gleichwohl fachlich fundiert sein und nach klaren Regeln ablaufen muss. Wie Beteiligung konkret aussehen kann, erläuterte Anna Wohlfahrt von der Stiftung Neue Verantwortung. Sie betonte die Notwendigkeit einer frühen Einbindung der Bürger sowie einer Verzahnung von formellen und informellen Verfahren.

Über konkrete Erfahrungen mit Beteiligungsprozessen berichteten Ulla Eberhard von der Kölner Freiwilligenagentur und Irene Armbruster von der Bürgerstiftung Stuttgart. Eberhard plädierte für eine „urban governance“, bei der die Bürger auf allen Ebenen an den Aushandlungsprozessen beteiligt sind. Im Vordergrund habe immer der Nutzen für die Stadtgesellschaft zu stehen, was Transparenz, eine „Politik des Gehörtwerdens“ und eine ausgeprägte Streitkultur voraussetzte. Armbruster, eine der Moderatorinnen bei Stuttgart 21, stellte den Beteiligungsprozess zu den kulturellen Leitlinien der Stadt Stuttgart vor. Unabdingbar für eine erfolgreiche Zusammenarbeit seien Dialogbereitschaft, Offenheit, intensive mediale Kommunikation und langfristiges Handeln. Dabei sieht sie als wesentlichen Bestandteil des Beteiligungsprozesses sowohl ein passendes methodisches Vorgehen und eine neutrale Moderation als auch eine permanente Überprüfung und Evaluierung der Ergebnisse.

Wie eine umfassende Bürgerbeteiligung vor dem Hintergrund sich verändernder Bürger- und Politikerrollen gelingen kann, erläuterte Prof. Dr. Ulrich Eith vom Studienhaus Wiesneck. Er diagnostiziert in der aktuellen Weiterentwicklung der „Kultur der Mitentscheidung“ einen zunehmenden Machtverlust der Politik und eine gestiegene Anforderung an die Kompetenz der Bürger. Hier sei es vor allem die Aufgabe, auch die sozialen Gruppen einzubinden, die traditionell eher selten an politischen oder kulturellen Beteiligunsgverfahren teilnehmen. Ziel müsse es sein, partizipative und repräsentative Entscheidungsstrukturen stärker zu verknüpfen. Dass diese Form der „direkten Demokratie“ auf verschiedenen Ebenen stattfindet, veranschaulichte Dr. Mathias Boysen von der genius gmbh. Er stellte verschiedene Kommunikationsräume vor, in denen Laien, Betroffene und die Öffentlichkeit agieren. Sie alle müssten in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Er betonte zudem, dass es bei Projekten nicht nur um Fakten gehe, sondern auch um deren mitunter sehr unterschiedliche Bewertung.

In der abschließenden Diskussion mit Vertretern aller Kölner Ratsfraktionen ging es um „Grenzen und Perspektiven von Beteiligung“. Einig war sich die Politik darüber, dass eine Bürgerbeteiligung immer einer bessere Lösung ist als ein Bürgerbegehren oder ein Bürgerentscheid. Nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen, da Konfliktvermeidung langfristige und damit kostspielige Auseinandersetzungen verhindert. In diesem Zusammenhang wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass einmal entschiedene Projekte wie die Archäologische Zone in Köln nicht wieder durch ein Bürgerbegehren in Frage gestellt werden dürften. Die Frage des Symposiums-Moderators Dr. Jörg Biesler, ob die „Heidelberger Liste“ – eine Veröffentlichung sämtlicher von der Stadt geplanter Projekte inklusiver der vorgesehenen Formen der Bürgerbeteiligung – nicht auch für Köln von Vorteil sei, mochte jedoch keine Partei vorbehaltlos bejahen.

Kölner Kulturrat c/o KunstSalon Köln

Barbara Hosmann
Brühler Str. 11-13
50968 Köln
info@koelnerkulturrat.de
Tel. 0221-93487-65

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Köln-Niehl/Riehl: Gesamtinstandsetzung


stadt Koeln LogoIm Zuge der Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke arbeitet die Stadt Köln auf dem Brückenzug oberhalb des Kuhweg im Bereich der linksrheinischen Deichbrücke. Die zusammengeschweißten Brückensegmente des neuen Überbaus werden auf die bereits er...


weiterlesen...

20 Jahre Sherlock Holmes-Hörspiele bei


scherlock Holmes Gluecksstern PRDas Team von Titania Medien kommt in letzter Zeit gar nicht mehr aus dem Feiern 'raus! Zelebrierte das mehrfach preisgekrönte Hörspiellabel letztes Jahr bereits sein 20. Firmenjubiläum, so gibt es 2024 sogar doppelt Anlass, die Korken knallen zu l...


weiterlesen...

DEEP PURPLE veröffentlichen ersten Song


portable door deep purple„PORTABLE DOOR“ ERSCHEINT HEUTE
HIER DAS NEUE ALBUM VORBESTELLEN

Hamburg, 30. April 2024 – Nach der Ankündigung ihres neuen Studioalbums „=1“ veröffentlicht Deep Purple heute die erste Single „Portable Door“. Der neue Song ist ab sofort zum Streame...


weiterlesen...

Wahl-O-Mat zur Europawahl geht online


wahl o matInteraktives Informationsangebot der Bundeszentrale für politische Bildung seit 7. Mai 2024 online // Im Netz unter www.wahl-o-mat.de sowie als

"Schon den Wahl-O-Mat gespielt", unter diesem Motto geht heute das beliebte Online-Angebot der Bundesze...


weiterlesen...

12. Festival Politik im Freien Theater


bPb LogoAktuelle Festivalausgabe setzt sich mit dem Thema „Grenzen“ auseinander // vom 16.-25.10.2025 in Leipzig // Kooperation von bpb mit LOFFT – DAS THEATER, Schaubühne Lindenfels, Schauspiel Leipzig, Theater der Jungen Welt und Westflügel Leipzig

Mit ...


weiterlesen...

Transparenz über die


BVA LogoDas Bundesverwaltungsamt hat die erste Version der Registerlandkarte in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt entwickelt und unter www.registerlandkarte.de öffentlich zugänglich gemacht. Sie stellt eine wichtige Grundlage für Vorhaben im Ber...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.