26.Juni 2014 - Zwei neue Fotoausstellungen im Museum Ludwig ab Juni!

collageMit zwei Ausstellungen rückt das Museum Ludwig ab Juni 2014 seine reiche Sammlung von Fotografien in den Mittelpunkt. Die Ausstellungen nähern sich der Sammlung aus zwei zeitlichen Perspektiven: Zum einen die Anfänge der Fotografie, als Erich Stenger dem technischen Medium ein eigenes Museum widmen wollte. Zum anderen die 1970er Jahre, als die Fotografie als Kunst und als theoretisches Objekt entdeckt wurde. Für beide Ausstellungen ist Roland Barthes’ Essay Die helle Kammer Anlass, im 21. Jahrhundert noch einmal das Verhältnis der Fotografie zur Institution (Kunst-)Museum zu befragen.  

Das Museum der Fotografie? Eine Revision
Eröffnung: 27. Juni, 19 Uhr
Ausstellung: 28. Juni – 5. Oktober 2014

Seit Jahrzehnten geistert ein Phantom durch die Podien, Zeitschriften und Feuilletons: das Museum der Fotografie. „Man brauche es“, sagen die Befürworter, „wirklich?“ erwidern die Gegner. Bei Roland Barthes heißt es, die Fotografie werde gebändigt, wenn man sie zeigt, wo und wie man üblicherweise Kunst zeigt: im Museum, im Rahmen, proper im Passepartout. Der Sammler Erich Stenger (1878–1958) betrachtete Fotografien nie als Kunst, sondern als Belege einer Technik, seine Vision ihrer Präsentation war aber eine museale.

Seit den 1920er Jahren plädierte er für ein (Technik-)Museum der Fotografie, für das er sammelte und auch einen Ordnungsplan entwarf. Dem Systematiker Stenger waren Rahmen und Vitrinen liebstes Ausstellungsmobiliar. Heute ist seine umfangreiche Sammlung Teil der Sammlung Agfa und damit ein wichtiger Bestand der Fotografischen Sammlung des Museum Ludwig, eines Kunstmuseums also. Wie aber in einem Kunstmuseum mit dieser Sammlung umgehen? Unter verschiedenen Aspekten sind Teile seiner Sammlung schon seit dem frühen 20. Jahrhundert zu sehen gewesen. Im Museum Ludwig in den Ausstellungen „Facts“, „Silber und Salz“, „An den süßen Ufern Asiens“ und vielen anderen. Jetzt soll aber Stengers eigene Sammlungsidee in den Fokus gerückt und überdacht werden. Schließlich sind Museen und Archive heute Gegenstand hitziger Debatten und intensiver Selbstreflexion. Sie bilden und regulieren das kulturelle Gedächtnis. Sie nehmen Einfluss auf unsere Sicht der Vergangenheit und Gegenwart, Fotografie im Museum ganz besonders. Als die Sammlung Stenger 2005 zum nationalen Kulturgut erklärt wurde, wurde diese Funktion quasi amtlich. Grund genug, sie einer Inventur zu unterziehen und zu untersuchen, was nach welchen Kriterien gesammelt wurde und wie man heute in einem Museum mit diesen Objekten umgehen möchte.

Kuratorin: Miriam Halwani Dr. Miriam Halwani betreut seit Herbst 2013 die Fotografische Sammlung von ihren Anfängen bis 1960. Sie beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit der Geschichtsschreibung der Fotografie, ihren Mythen und Vorbildern und dabei auch mit dem Sammler Erich Stenger. Im Berliner Museum für Fotografie kuratierte sie die Schau „Berliner Photographie 1921“, im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, die Ausstellungen „Lothar Wolleh: Joseph Beuys im Moderna Museet, Stockholm, 1971“ sowie als Co-Kuratorin „Martin Kippenberger: sehr gut | very good“.

unbeugsamUNBEUGSAM UND UNGEBÄNDIGT: DOKUMENTARISCHE FOTOGRAFIE UM 1979
Eröffnung: 27. Juni, 19 Uhr
Ausstellung: 28. Juni – 5. Oktober 2014

Die Ausstellung präsentiert Fotoserien von 13 Fotografen und Künstlern aus der Sammlung des Museum Ludwig, erweitert um Leihgaben, die exemplarisch die Sammlung ergänzen. Hierunter befinden sich Arbeiten von Richard Adams, Derek Bennett, Joachim Brohm, David Goldblatt, Candida Höfer, Miyako Ishiuchi, Sanja Ivekovic, Ute Klophaus, Karl C. Kugel, Boris Mikhailov, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Thomas Ruff und Raghubir Singh.

Mit den Jahren um 1979 verbindet sich die Zeit umfassender gesellschaftlicher Umbrüche und Krisen, die das Dokumentarische zu einer künstlerisch wichtigen Haltung machte. Die Künstler und Fotografen beobachteten und dokumentierten den globalen Wandel über längere Zeiträume in der Regel dort, wo sie lebten. Zum Teil entstanden große Fotokonvolute. Daher steht in der Ausstellung nicht das Einzelbild, sondern die Serie im Mittelpunkt.

Die dokumentarische Haltung ist nicht in den Fotografien allein, sondern auch in ihrem Gebrauch zu entdecken. Fünf Fragen werden daher in der Ausstellung an jede Fotoserie gerichtet: Wer hat die Aufnahmen gemacht, wann und wo, in wessen Auftrag, an wen sind sie adressiert, wo und wie wurden sie erstmals veröffentlicht? Und welche Möglichkeiten der Annäherung an Fotografie können in der Gegenwart bestimmt werden?

Der Titel der Ausstellung geht zurück auf Roland Barthes Schrift Die helle Kammer von 1979. Hier unterschied Barthes zwei Umgangsweisen mit der Fotografie – ihre Zähmung durch ästhetische Kategorien wie Autorschaft, Oeuvre und Genre oder das Zulassen ihrer Verrücktheit, das in dem „Erwachen der unbeugsamen Realität“ in der Fotografie begründet liege. Etwa zwanzig Jahre später zeigten die documenta X und documenta 11 1997 und 2002, dass die zweifache Betrachtung der Fotografie als Kunst und als Abbild der Wirklichkeit sich nicht widersprechen muss. Im Gegenteil – nach Okwui Enwezor ist gerade die Fotografie als Dokument dazu in der Lage, Ästhetik und Ethik in ein neues Verhältnis zueinander zu setzen. Heute – 35 Jahre nach Erscheinen von Barthes’ Essay Die helle Kammer – zeigt die Ausstellung Unbeugsam und ungebändigt dokumentarische Fotografien, die um 1979 entstanden sind, um sie auf ihre ästhetischen und ethischen, performativen und politischen Bezüge zur „unbeugsamen Realität“ hin zu befragen.

Kuratorin: Barbara Engelbach Dr. Barbara Engelbach betreut seit 2004 als Kuratorin die Sammlung zeitgenössischer Kunst, eingeschlossen die Fotografie ab 1960. Zur Fotografie kuratierte sie eine Reihe monografischer Ausstellungen u.a. von Ed Ruscha, Anna und Bernhard Blume, Jochen Lempert und Hugo Schmölz. In der Ausstellung What does the jellyfish want? Künstler & Fotografien (2007) arbeitete sie die Fotografien ab 1960 aus der Sammlung auf und publizierte einen Bestandskatalog.

WEITERE INFORMATIONEN

Zu beiden Ausstellungen erscheinen Kataloge. Parallel zeigen wir in Kooperation mit dem Filmforum NRW die Filmreihe Filmblicke auf die Fotografie. Fotografie im Spielfilm von den 1960ern bis heute.

Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln, Telefon:+49-221-221-26165, www.museum-ludwig.de

Bildnachweis: Sammlung Erich Stenger, Montage: Museum Ludwig Robert Adams, Aus: Our Lives and Our Children, 1981, Silbergelatine, 74-teilig, Je 31,50 x 22,50 cm Museum Ludwig © Robert Adams

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