EU: Frontex-Rückzug aus Ungarn war überfällig

amnesty logoAmnesty International dokumentiert in den letzten Jahren immer wieder rechtswidrige Push-Backs von Schutzsuchenden an den EU-Außengrenzen. Die Grenzschutzagentur Frontex muss Menschenrechte, insbesondere die Einhaltung des Flüchtlingsrechts wahren und endlich Transparenz herstellen. Auch die nationalen Parlamente stehen in der Pflicht.

BERLIN, 29.01.2021 – Seit Jahren dokumentiert Amnesty International illegale Push-Backs an Land- und Seegrenzen in Ländern wie Griechenland, Italien, Malta, Spanien, Frankreich, Bosnien, Kroatien und Slowenien. Push-Backs gefährden das Leben von Menschen, sind nach EU- und internationalem Recht illegal und dürfen keinen Platz im EU-Grenzmanagement haben.

„Amnesty International sieht wie der UNHCR dringenden Handlungsbedarf, bei den europäischen Mitgliedstaaten gegen rechtswidrige Rückweisungen von schutzsuchenden Menschen an den EU-Außengrenzen vorzugehen. Die Tatsache, dass Frontex die Tätigkeit in Ungarn einstellt, nachdem das Land weiterhin Schutzsuchende nach Serbien abschiebt, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. „Angesichts der anhaltenden Berichte über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen an der griechisch-türkischen und an der bosnisch-kroatischen Grenze, muss Frontex die Situation überprüfen und gegebenenfalls seine Operationen aussetzen oder beenden. So sieht es das EU-Recht vor.“

Beamtinnen und Beamte von Frontex machen sich auch dann an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig, wenn illegale Push-Backs durch andere Grenzbehörden unterstützt oder nicht gemeldet werden. Seit 2017 hilft Frontex beispielsweise beim Aufspüren von Migrantenbooten aus der Luft, was dazu führen kann, dass Menschen nach Libyen zurückgebracht werden.

„Amnesty International fordert eine Rechenschaftspflicht für Frontex, insbesondere für gemeinsame Operationen mit anderen Grenzbehörden. Das derzeitige Meldesystem muss überarbeitet werden. Jeder Einsatz von Frontex muss einen transparenten Berichterstattungsmechanismus enthalten. Gerade die zunehmenden Befugnisse der Agentur machen das zwingend notwendig“, so Beeko weiter.

„Für eine Behörde, die den Schutz der EU-Außengrenzen zusammen mit den EU-Mitgliedsstaaten sicherstellt, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, sich dabei an internationales Recht zu halten. Es ist nicht entschuldbar, dass Frontex trotz der vielen Beweise von Menschenrechtsverletzungen keine Aufklärung anstrebt. Die nationalen Parlamente der europäischen Mitgliedsstaaten sollten deshalb ihre Kontrolle der Frontex-Aktivitäten verstärken“, fordert Beeko.

Hintergrund

Seit 2017 führt Frontex Luftüberwachung über dem zentralen Mittelmeer durch. Wenn ein Boot mit Menschen auf der Flucht entdeckt wird, benachrichtigt Frontex oft die libysche Küstenwache, die das Boot abfängt und die Menschen an Bord in Libyen an Land bringt. Libyen ist kein sicheres Land. Amnesty International hat wiederholt Besorgnis darüber geäußert, dass die Zusammenarbeit der Europäischen Union mit libyschen Behörden ohne Maßnahmen zum Schutz der Migrantinnen und Migranten eine Verletzung der Menschenrechte und des Flüchtlingsrechts darstellt.

Amnesty International hat vielfach über systematische Gewalt und Misshandlungen durch kroatische Behörden an den Grenzen berichtet. Frontex unterstützt die kroatischen Behörden durch Luftüberwachung dabei Menschen aufzuspüren, die versuchen, die Grenzen irregulär zu überqueren. Flüchtende Menschen, die sich auf diese Route begeben, werden an der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien und Herzegowina regelmäßig abgeschoben, häufig gewaltsam. Ihre Asylanträge werden erst gar nicht aufgenommen. Amnesty International-Berichte zeigen, dass diese Zusammenarbeit einen Verstoß gegen die Menschenrechte und das Flüchtlingsrecht darstellen.

In Griechenland berichtete Amnesty International erstmals 2013 über Push-Backs. Einzelpersonen und Familien werden an informellen Orten in Griechenland festgehalten, bevor sie illegal über den Evros-Fluss in die Türkei zurückgeschoben wurden.

Qelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur in Köln

03.05.- 30.06.24 Gruppenausstellung


Gruppenausstellung1Köln-Ehrenfeld. Unter dem Titel „Die Rückkehr der Lebendigkeit“ präsentieren die Künstler Claudia Cewille, Maryom und Christian Verspay mit NoëLLe, und Petra Mazet sowie Regina Nußbaum vom 3. Mai bis 30. Juni 2024 ihre Installation im Bürgerzentru...


weiterlesen...

222 Jahre Hänneschen-Theater


Ausstellung Hänneschen Puppen in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln Foto KSKAusstellung vom 22. April bis 17. Mai 2024 in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt

Köln, den 18. April 2024 Das Hänneschen-Theater begeht in diesem Jahr seinen 222. Geburtstag und möchte dieses besondere kölsche Jubiläum mit möglich...


weiterlesen...

Atemberaubender Saisonauftakt der NIGHT


Luc Ackermann NOTJ Munchen 2024 3N3A1383 webÜber 9.000 Besucher in der Olympiahalle München erlebten am Samstag ein Extremsportspektakel par excellence. Vor ausverkaufter Kulisse feierte die NIGHT of the JUMPs den gigantischen Auftakt in die Saison 2024. Mit dabei die beiden FMX Weltmeister...


weiterlesen...

„Studieren probieren“: Schnuppertage an


Schnuppertage Alanus Hochschule c Nola Bunke„Studieren probieren“: Unter diesem Motto lädt die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft vom 21. bis 24. Mai 2024 Studieninteressierte nach Alfter bei Bonn ein. Im Rahmen der Schnuppertage können sie in Seminare, Vorlesungen, Workshops und ...


weiterlesen...

Jetzt online informieren übers


mystudychoiceJugendliche und ihre Eltern erfahren in acht Live-Online-Veranstaltungen von MyStudyChoice vom 14. bis 18. Mai 2024, warum jetzt schon eine Bewerbung für ein Auslandsjahr 2025/26 in Kanada, Australien und Neuseeland ratsam ist. Denn gerade, wenn e...


weiterlesen...

17.05.2024 Frau Wu und Andere Im Fort


IMG 20240311 WA0000Am 17. Mai wird in einem Kölner Fort, dem Fort Paul der Südstadt, gelegen im Volksgarten, eine Gruppenausstellung zu sehen sein, deren besonderes Juwel eine chinesische Künstlerin ist, die vorwiegend mit Wasser arbeitet. Gemeint ist Jiaying Wu, au...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.