Köln-InSight.TV im Gespräch mit Barbara Foerster der Amtsleiterin des Kulturamtes der Stadt Köln

Foto Barbara Foerster  Copyright Ulrich TillmannDie Förderziele und Förderschwerpunkte des Kulturamtes der Stadt Köln bilden die Grundlage für die Zusammenarbeit mit den freien Kölner Kulturschaffenden. Das Kulturamt hat deshalb in allen Sparten in Kommunikation mit Szene und Politik Förderkonzepte entwickelt, die klar formulieren, nach welchen Zielen, Schwerpunkten, mit welchen Förderinstrumenten und nach welchem Vergabeverfahren die Freie Kunst in Köln gefördert wird. Allen Förderkonzepten liegen grundsätzliche Förderziele sowie qualitative und formale Kriterien zu Grunde, die die städtische Kulturförderung prägen. Das schafft Transparenz, Vertrauen und Verbindlichkeit.

Seit dem 24. Februar 2014, steht Barbara Foerster an der Spitze des Kulturamts der Stadt Köln. Die 1970 geborene Kunsthistorikerin war seit Anfang 2008 wissenschaftliche Referentin in dem Amt, das sie jetzt leitet. In dieser Funktion verantwortete sie die Förderung von Projekten, Initiativen und Einrichtungen der Bildenden Kunst, des Films, der Literatur und der Neuen Medien. Ihr Referat betreut auch die Atelierförderung, seit 2009 ist ihm außerdem die artothek - Raum für junge Kunst zugeordnet.

INTERVIEW:

Katja Zundel: Liebe Frau Foerster, mögen Sie uns über ein paar wesentliche Entwicklungsschritte in Ihrem biografischen Werdegang berichten, die Ihre Liebe zur Kultur dokumentieren?

Barbara Foerster: Meine Liebe zu Kunst und Kultur ist mir sozusagen in die Wiege gelegt. Meine Mutter war Malerin und Kunstwissenschaftlerin. Sie hat als ich klein war, an der Kunstakademie Münster freie Kunst studiert. Ich bin aufgewachsen mit Terpentinduft im Wohnzimmer, Museumsbesuchen und Diskussionen über Bilder, Filme, Bücher.

Katja Zundel: Seit wann haben Sie die Amtsleitung des Kulturamtes inne, wie kam es dazu?

Barbara Foerster: Die Amtsleitung habe ich 2014 übernommen, vorher war ich Referentin für Bildende Kunst, Film, Literatur im Kulturamt. Ich habe mit meinem Vorgänger, den früheren Amtsleiter ausgesprochen gerne zusammengearbeitet. Er hat mich inspiriert, dass dies auch eine sehr schöne Aufgabe ist. Nach seinem Weggang hat mich die Dezernentin gefragt, ob ich mir die Aufgabe vorstellen kann. Da ich kein Verwaltungsgewächs bin, er aber auch nicht, habe ich mir zugetraut diese Aufgabe zu übernehmen. Und es macht auch wahnsinnig viel Spaß. Und unser Aufgabengebiet wächst stetig.

Katja Zundel: Welches sind Ihre vorrangigen Aufgabengebiete für die Stadt Köln und wie würden Sie das Hauptanliegen des Kulturamtes, seine spezifische Aufgabe im gesellschaftlichen Zusammenspiel beschreiben?

Barbara Foerster: Die Aufgabe des Kulturamtes im Kulturdezernat ist es, die nicht-städtischen professionellen Kulturakteure in ihrer Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu unterstützen und ggf. ihre Projekte und Initiativen mit Zuschüssen zu fördern. Unsere inhaltlichen Zielsetzungen dabei sind: die Qualität- und Strukturstärkung, d.h. die kulturelle Qualität und Vielfalt der freien Szene in Köln zu fördern und damit zu sichern, zudem der Ausbau kultureller Teilhabe durch die Förderung zielgruppenspezifischer Ansprache und Vermittlung durch die freie Szene und die Positionierung der freien Szene als Akteur der Stadtgesellschaft, das heißt für uns auch freie Institutionen als aktive Player bei Stadtplanungs- und Stadtmarketing-Entwicklungen ins Spiel zu bringen. Bei all diesen Angeboten ist uns wichtig, dass wir dies für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar tun. Deshalb arbeiten – im Auftrag der Politik – mit so genannten Förderkonzepten, die wir in Zusammenarbeit mit der Szene erarbeitet haben und die benennen mit welchen Ziele die Stadt die freien Kunst- und Kulturakteuren fördern möchte, mit welchen Schwerpunkten dies geschieht und mit welchen Förderwerkzeugen.
Für mich sind diese Förderkonzepte für unsere Arbeit zentral – sie bilden einen verbindlichen legitimierten Rahmen, der für alle sichtbar die Regeln der Zusammenarbeit zeigt. Ich glaube, in einer Metropole, in der die Interessenskonflikte durch die Verdichtung des Raumes immer stärker aufeinanderprallen, sind solche von allen Akteuren gemeinsam ausgehandelte Rahmensetzungen elementar.

Katja Zundel: Was sind Ihre Pläne und Visionen, besonders in Hinblick auf die kulturelle Entwicklung Ihrer Stadt?

Barbara Foerster: In der freien Kunst- und Kulturszene ist die Frage des Raumes und der Freiräume – wie in vielen anderen Bereichen ebenso – sehr akut. Räume, in denen Kunst und Kreativität entstehen, sind zumeist die Freiräume, die unbeschriebenen, undefinierten Orte. Diese werden in einer wachsenden Stadt immer seltener. Die aktuell von der Stadt veröffentlichte Bevölkerungsbefragung - auch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen – zeigt, der Mensch durstet nach unspezifischen Orten, wo er seine Freizeit verbringen kann, wo er nachdenken, aktiv und auch wo er kreativ sein kann. Diese Orte und Plätze barrierefrei vorzuhalten, das wird, glaube ich, die größte kultur- und stadtpolitische Herausforderung. Denn diese Orte sind nicht kommerziell verwertbar, sie bedürfen großer Investitionen, ihr „Nutzen“ ist nicht unmittelbar messbar, sondern weist weit in die Zukunft. Deshalb wird die Wichtigkeit dieser kreativen Freiräume längst nicht mehr von vielen Bevölkerungsschichten, die Gesellschaftsbereiche prägen, als Selbstverständlichkeit bewertet. D.h. dafür muss man als Kulturakteur Überzeugungsarbeit leisten.
Deswegen ist eines der zentralen Themen des Kulturamtes zurzeit, die Sicherung von Kulturquartieren in städtischen Planungsgebieten. Ein Thema aller großen wachsenden deutschen Metropolen.

Katja Zundel: Verraten Sie uns zwei Ihrer Lieblingskünstler oder Lieblingskünstlerinnen und weshalb Sie diese besonders schätzen?

Barbara Foerster: Ich habe folgende zwei LieblingskünstlerInnen aus Köln:
Claus Richter, weil er aktuelle alltägliche Themen sehr poetisch oftmals mit ironischem Augenzwinkern und aktueller popkultureller Formensprache bearbeitet und sie zu einem eigenen ästhetischen Märchen verdichtet.
Selma Gültropak – unsere aktuelle Vordemberge-Stipendiatin, ihre Arbeiten verändern Orte im öffentlichen oder privatem Raum mit viel Witz, Intelligenz und Mut und so weisen sie auf den zweiten Blick oftmals auf kritische Punkte im Stadtraum hin.
International: Den Fotokünstler Walid Raad aus dem Libanon, weil er mit dem Werk „Atlas Group“ sich dem Thema Krieg und seiner bildlichen Darstellung forschend angenähert hat und damit eine neue Weise geschaffen hat, politische und soziale Konflikte in der Kunst zu erforschen.

Katja Zundel: Haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch***

Text: Katja Zundel / Köln-InSight.TV
Foto: Barbara Foerster, Copyright Ulrich Tillmann

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