13.05.- 27.05.2018 in focus zu Gast in der Michael Horbach Stiftung - Ellen Bornkessel "Embassy of Trees" & Scarlett Hooft Graafland "Soft Horizons"

Embassy of TreesEllen Bornkessel "Embassy of Trees": Zuerst waren Ihre großformatigen Fotografien von Bäumen vom 07. bis 21. Februar vor dem Kölner Dom zu sehen. Zu dieser Serie ist eine erweiterte Ausstellung vom 13. bis 27. Mai in der Michael Horbach Stiftung zu besichtigen. Die "Embassy of Trees" bringt die Natur in die Stadt zurück und gibt den Bäumen eine Stimme. Sie ist das Projekt der Künstlerin Ellen Bornkessel. Die "Botschaft der Bäume"richtet einen Appell an uns, sich mit der Natur zu versöhnen und sich für den Klimaschutz einzusetzen.

Auszug Eröffnungsrede Installation vor dem Kölner Dom von Fabian Lasarzik:
Es geht ihr ums Ganze. Vor allem um die Bewahrung des großen Geheimnisses, das darin besteht, das wir es nicht erkennen können, weil wir selbst Teil davon sind. Es geht nicht um die Dokumentation einer herkömmlichen Betrachtunsgweise. Es ist eine individuelle Sichtweise, die dazu dient, das Geheimnis der Schöpfung mit uns als Teil bewahren.

Sie fotografiert die Bäume teils als Motiv, teils sind die Fotografien aber subjektiv d.h. sie beziehe den Betrachter mit ein. Es wird nicht der Baum als Objekt, sondern die Situation des „mit dem Baum sein“ , das individuelle Erleben fotografisch eingefangen. Es ist eine sehr subjektive Sicht, völlig distanzlos so als ob der Wald und der Baum von einem anderem Baum als Teil einer Gemeinschaft fotografiert wurde.

Bitte beachten Sie die Perpektiven. Nie sind die Bäume von oben oder von unten, sondern mitten aus ihnen heraus fotografiert. Ellen Bornkessel fotografiert den Baum nicht als Motiv oder anschauliches Objekt, sondern das Erleben Wald bzw Baum aus seiner Mitte heraus. Ich will nicht esoterisch scheinen, aber sie fotografiert die Bäume wie Angehörige einer Gruppe deren Mitglied sie ist. Das ist das Zentrale und ungewöhnliche an den Aufnahmen, neben dem hohen Blick für fotografischen Augenblick, der Komposition, der Licht, Farbe, Bildrichtung und Form definiert. Ein Teil des Mystischen, des Magischen was ein Wald oder Baum an sich wird so mitgetragen. Wahrscheinlich ist das auch ihre Versöhnung mit der Natur.

Scarlett Hooft Graafland "Soft Horizons": “Lady in Pink”, 2015, Bolivien, Salar Wüste, so der Titel einer Fotografie von Scarlett Hooft Graafland, und je länger ich das farbgewaltige Bild anschaue, umso mehr werde ich in die feine Komposition hineingesogen. Wie auf einer Bühne teilt der scharfe Horizont das Bild in die zwei stark kontrastierenden Flächen von Himmel und Salzwüste. In dieser Marginalität fesselt die im goldenen Schnitt platzierte Rückansicht einer Frau in Pink. Ihr Bowler Hut über zwei langen schwarzen Zöpfen lässt in ihr eine traditionelle Quechua Frau aus Bolivien erkennen. Irritierend, die zwei neben ihr über ihren Schatten schwebenden Bowler Hüte. Unweigerlich drängt sich eine Assoziation an René Magritte auf. Andererseits können sie auch auf die einstigen britischen Bahnarbeiter verweisen, von denen nur noch ihre Hüte zeugen.

“Ich suche immer unglaubliche Landschaften auf”, sagt Scarlett Hooft Graafland, “und ich mag es, dass Leute denken, meine Bilder seien photoshopped.” Aber keine ihrer verstörenden Arbeiten ist digital, sie arbeitet ausschließlich analog und mit C-Prints. “Alles, was man sieht, ist real, nichts ist später manipuliert.”

Dieses Spiel zwischen der vordergründigen ästhetischen Dominanz ihrer Fotografien und der sich dahinter verbergenden symbolischen Vielschichtigkeit macht die Arbeit von Scarlett Hooft Graafland im Grunde aus. Nach ihren Kunststudien in Den Hague, Jerusalem und New York entdeckte sie 2004 die Photographie als Medium für sich. Geboren 1973 in den Niederlanden, sucht sie für ihre Arbeiten weltweit Landschaften mit einem weiten Horizont auf. “Mein Interesse gilt vor allem den Menschen und ihrer anderen Kultur.”

Deutlich sind ihre Bezüge zur Kunstgeschichte, zur Land Art, Skulptur und dem Surrealismus. Die Landschaft wird zum Raum für ihre skulpturalen wie temporären Installationen und Performances. Sprichwörtlich wird ihr aus Gewürzen in der Salzwüste konstruierter Teppich in “Carpet” vom Winde verweht. Wichtig ist ihr der reale, wenn auch flüchtige Moment, den sie fotografisch im Bild festhält. In ihren Inszenierungen verbindet sie Form, Farbe und Licht mit den kulturgeschichtlichen Aspekten der Landschaft und ihrer Bewohner, so das Tragen der Bowler Hüte, die zum Transport per Hand aufgehäufelten Salzpyramiden oder die blau angemalten Kinder, die an den alten Ausdruck “Blue People” für Sklaven erinnern. Scarlett erzählt ihre Geschichte, aber lässt dem Betrachter auch Raum für seine eigene. So kann “Burka Balloons” beispielsweise als skulpturale Silhouette in Schwarzweiss gelesen werden, als ironische Konfrontation von der Weiblichkeit negierenden Burka mit Partyluftballons oder als Provokation: Burkafrauen mit Phallussymbolen. “Ich möchte die Geschichte offen lassen.” (von Anne Kotzan für PHOTONEWS, Januar 2018)

Ellen Bornkessel "Embassy of Trees" & Scarlett Hooft Graafland "Soft Horizons"
Eröffnung: 13. Mai von 11 Uhr - 14 Uhr

Ausstellungsdauer: 13. Mai - 27. Mai 2018
Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag 15:30 - 19:30, Sonntag 11 - 14 Uhr

Michael Horbach Stiftung
Wormser Str. 23
50677 Köln

http://www.michael-horbach-stiftung.de/
http://www.infocusgalerie.de/

 

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