Was bin ich und was war ich? Akademikerinnen mit Fluchterfahrung berichten im Rautenstrauch-Joest-Museum

bilder presse hatun citkin foto hatun citkin 320Zusammen mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum und in Kooperation mit der "Silent University Mülheim" widmet sich der Soroptimist International Club Köln-Kolumba Frauen mit Flüchtlingsstatus und auf Asylsuche. Sie werden in der Bibliothek des Rautenstrauch-Joest-Museums, Cäcilienstraße 29-33, Köln-Innenstadt, über ihren akademischen und beruflichen Werdegang in ihrem Heimatland und über ihre Situation nach der Flucht erzählen. Ziel ist es, der interessierten Öffentlichkeit ein umfassenderes Bild des Lebenslaufs von Asylbewerberinnen beziehungsweise Migrantinnen zu geben. Im Fokus stehen soll der berufliche Lebenslauf, der bis zu dem Zeitpunkt, bis der Asylantrag genehmigt wurde, in der deutschen Lebenswirklichkeit zumeist keine Rolle spielt.

Am Donnerstag, 26. Oktober 2017, um 19 Uhr wird die Deutsch-Iranerin Afsar Soheila Sattari über ihre eigenen Erfahrungen mit Flucht und Migration als Akademikerin aus dem Iran und ihre Arbeit heute berichten. Bereits seit einigen Jahren lebt und arbeitet die Ingenieurin in Deutschland. Das Thema Flucht und Migration prägt ihr Leben bis heute, so dass sie sich auch ehrenamtlich für die Belange von Migrantinnen im deutschen ingenieurinnenbund einsetzt. Den Abend moderiert Kölns Sozialdezernent Dr. Harald Rau, der betont:

Über die Berufswirklichkeit von geflüchteten Akademikerinnen weiß die Öffentlichkeit viel zu wenig. Es freut mich, dass sich dies durch die Vortragsreihe ändert.

Am Donnerstag, 23. November 2017, um 19 Uhr, ist Hatun Citkin zu Gast. Die kurdische Journalistin und Dramaturgin Hatun Citkin floh 1996 aus der Türkei. Heute ist sie Mitarbeiterin am House of Resources in Dortmund, das bürgerschaftliches Engagement von Migrantenorganisationen fördert. Die Moderation übernimmt Barbara Foerster, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Köln.

Der Eintritt ist jeweils frei.

Mit diesem Blickwinkel auf den beruflichen- bzw. akademischen Lebenslauf von Migrantinnen nimmt der Soroptimist International Club Köln-Kolumba die Idee der "Silent University" auf – eine weltweite autonome Plattform zum Wissensaustausch von und für Menschen mit Flüchtlingsstatus und auf Asylsuche sowie für Interessierte. Die "Silent University" wurde 2012 von dem kurdischen Künstler Ahmet Öğüt initiiert. Als Ahmet Öğüt aus London 2012 recherchierte, fiel ihm das Schicksal von Geflüchteten und Asylbewerbern mit akademischem Hintergrund auf, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Großbritannien nicht einsetzen und sich mit anderen austauschen konnten – ihre Uniabschlüsse wurden nicht anerkannt. Das "Schweigen" im Worttitel der Universität meint diese Wartezeit, während der über ihren legalen und den Bildungsstatus entschieden wird. In dieser Zeit leben sie in einer Art erzwungenem Schweigen. Ahmet Öğüt wollte mit der Gründung der Wissensplattform "Silent City" diese Passivität beenden und das zum Schweigen gebrachte Wissen sofort aktivieren. Es geht langfristig darum, eine Wissensplattform aufzubauen. Die "Silent University" ist keine Universität für Flüchtlinge und Asylbewerber, sondern von ihnen. Sie werden zu Dozenten und Beratern. Es ist nicht irgendein Projekt von Marginalisierten, sondern ein Zusammenschluss von hochqualifizierten, kreativen und gut ausgebildeten Menschen. Diese wollen nicht individuelle Wege aus der Misere finden, sondern lernen, wie man kollektiv agiert und progressive Wege jenseits der Mainstream-Bildung findet. Die "Silent University" sieht an jedem Ort anders aus. Die Dozenten entwickeln je nach akademischem oder beruflichem Hintergrund oder ihren aktuellen Interessen Seminarangebote. Manchmal werden auch internationale Gäste zu öffentlichen Vorträgen und Gesprächen eingeladen. Interessierte können sich als Studierende auf der Internetseite einschreiben.

Soroptimist International (SI) ist die weltweit größte Service-Organisation berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement. Soroptimistinnen befassen sich mit Fragen der rechtlichen, sozialen und beruflichen Stellung der Frau und vertreten die Position der Frauen in der öffentlichen Diskussion. Sie setzen sich ein für die Verbesserung der Lebensbedingungen für Frauen und Mädchen.

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Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Simone Winkelhog / http://www.stadt-koeln.de
Foto: © Stadt Köln Hatun Citkin

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