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40 Jahre Römisch-Germanisches Museum - Haus am Roncalliplatz feiert Jubiläum mit Sonderausstellung

AussenansichtNoch nie oder nur ganz selten wurden die 40 Objekte gezeigt, die das Römisch-Germanische Museum (RGM) vom 11. April bis zum 9. Juni 2014 in einer Sonderausstellung anlässlich seines 40-jährigen Bestehens im Foyer zeigt – für jedes Jahr einen Fund oder eine Neuerwerbung. Präsentiert werden ausschließlich Gegenstände, die nicht zur ständigen Sammlung des Hauses gehören. Der Zeitraum, aus dem die Objekte stammen, reicht von kurz nach Christi Geburt bis zum 13. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen die vier venezianischen Münzen, die die Archäologen in Deutz gefunden haben. In der Ausstellung sind auch Funde zu sehen, die erst kürzlich ans Tageslicht kamen, wie der Grabstein des Vitalis aus St. Gereon. 

Zu den ausgestellten Neuerwerbungen gehört der leicht überlebensgroße Kopf des Nero, den das RGM auf einer Auktion in München ersteigern konnte. Aufsehen erregen wird auch der Achilles-Pokal aus dem späten zweiten Jahrhundert, der 1994 in der Richard-Wagner-Straße zum Vorschein kam. Das RGM zeigte ihn bisher nur in der archäologischen Landesausstellung im Jahr 2000. Für die Jubiläumsschau zeichnet nicht wie üblich nur ein Kurator verantwortlich, sondern alle Mitarbeiter des Hauses beteiligen sich daran. 

Oft erwiesen sich die aus dem Erdreich geborgenen Objekte nicht nur selbst als einzigartig, sondern auch die Umstände ihrer Auffindung. So hat eine Familie im römischen Köln ihr hochwertiges und umfangreiches Tafelgeschirr in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts komplett in der Latrinengrube entsorgt. Zum Glück für die Archäologen, die die Scherben auf einem Grundstück in der Leonard-Tietz-Straße entdeckten. Die Eigentümer des 200-teiligen Geschirrs müssen sehr wohlhabend gewesen sein, denn ein so umfangreiches Service aus der rot glänzenden Terra Sigillata galt damals als ausgesprochenes Statussymbol. Warum das gesamte Geschirr in der Latrine landete, ist nicht überliefert. Abgenutzt war es jedenfalls nicht. Gingen die schönen reliefverzierten Schüsseln, Teller und Schalen vielleicht bei einem Ehestreit zu Bruch? 

Rätsel gibt auch das Grab einer jungen Mutter auf dem Friedhof der ehemaligen Pfarrkirche St. Urban am Deutzer Rheinufer auf. Die Tote hielt eine Schnalle mit den Buchstaben LEIFHER und die bereits erwähnten vier Silbermünzen aus dem Venedig des 13. Jahrhunderts in der Hand. Dass es sich um die Gattin eines venezianischen Händlers gehandelt hat, der in Köln sein Glück versuchte, ist unwahrscheinlich. Kaufleute aus der Lagunenstadt durften auf deutschem Boden keine Waren kaufen. Oder hat sich die um 1300 Verstorbene selbst geschäftlich in Venedig aufgehalten? In Anbetracht der Rolle der Frau in der damaligen Zeit auch nicht viel wahrscheinlicher. Würdigt man sämtliche Indizien, erscheint es am logischsten, dass in Deutz die Frau eines skandinavischen Kaufmanns namens Leifher begraben wurde. 

Zu der Sonderschau mit dem Titel "40 Jahre Römisch-Germanisches Museum 1974-2014" erscheint ein reich bebilderter, knapp 120 Seiten starker Katalog, der über die Geschichte des Römisch-Germanischen Museums berichtet und alle Objekte einzeln in Form von Fundgeschichten vorstellt.

Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Stefan Palm / http://www.stadt-koeln.de