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Noch bis zum 28.SEPTEMBER 2013 Ausstellung - ANCA MUNTEANU RIMNIC "LAMENT" im PSM Berlin

ANCA MUNTEANU RIMNICDie Ausstellung Lament von Anca Munteanu Rimnic zeigt zwei große neue Arbeiten der 1974 in Bukarest geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin.

Lament III (Museum Curator Collector) und Lament V (Empty Bags) (beide 2013) sind zwei Sequenzen aus dem achtteiligen Video Lament I-VIII. Munteanu Rimnic hat dazu sechs rumänische Klageweiber engagiert, die in einer von ihr choreografierten Performance vorgegebene Wörter ausrufen, um anschließend in lautes Wehklagen auszubrechen. In Rumänien hat es, besonders in ländlichen Gegenden, immer noch Tradition, dass ein Verstorbener von Frauen beweint wird. Waren diese Trauernden früher Familienmitglieder, so sind es heute professionell Leidende, die ein Schauspiel vorführen und dafür entlohnt werden. Dabei hält der Blick der Frauen dem Blick des Betrachters stand, der dadurch zum Spiegel, aber auch zum Beklagten und Angeklagten in einer Person wird. Der Name des ihnen fremden Toten wurde ersetzt durch Begriffe, die sie kundtun, aber nicht kennen, weil sie aus der ihnen fremden Welt der Künstlerin stammen: MUSEUM CURATOR COLLECTOR. Sie geben also nicht nur ihre Trauer vor, sondern auch die Kenntnis von Institutionen und Personen, die mittlerweile unabdingbar zum System Kunst dazugehören. Auch Munteanu Rimnic wäre es – aus Angst, vor ihnen zu versagen – lieber, wenn ihr diese Protagonisten des Kunstmarkts fremd bleiben könnten, und doch muss sie zugeben, dass sie längst von ihnen abhängig ist. Beweinen die Klageweiber am Ende auch die Unabhängigkeit der Künstlerin, die sie mit ihrem Erfolg für immer verlieren würde?

Wild Worses (2013) ist ein überdimensionales, aus kräftigem Zaumleder gefertigtes Pferdegeschirr, das jedoch viel zu groß für einen Pferdekörper ausfällt. Stattdessen hat es die Ausmaße einer stattlichen Oberklasselimousine, um die es perfekt passen würde und deren Konturen sich in der von der Decke herabhängenden Installation auch erahnen lassen. Anca Munteanu Rimnics frühe Kindheit in Rumänien war geprägt von Pferdewagen und Ladas, die nur Privilegierte besaßen. Auch heute gilt eine ganz große Sehnsucht ihrer Landsleute einem Luxusauto aus dem Westen. So kommen in der Arbeit Wild Worses Vergangenheitsbewältigung und Fortschrittsglaube, Träume und Traumata zum Ausdruck. Der Erfüllung eines Konsumwunsches, egal ob die im Osten so heißgeliebte Kirschlikörpraline oder ein frei käuflicher PKW, folgt ein neues Begehren auf dem Fuß. Nach dem Verlassen der rumänischen Heimat, der Flucht in die vermeintliche Freiheit, folgte unweigerlich der Kampf mit dem Kapitalismus und seinen Auswüchsen. Mit dieser minimalistischen und doch pathetischen Skulptur beschwört die Künstlerin ein Bild herauf, in dem der Sehnsucht Zügel angelegt und die Wünsche im Zaum gehalten werden. Die Zerrissenheit zwischen dem Impuls wegzulaufen und dem Druck, sich der Bändigung durch zahlreiche Konventionen zu fügen, ist seit jeher Munteanu Rimnics ständiger Begleiter.

Eröffnung Samstag, 31. AUGUST 2013 von 18-21 Uhr

Ausstellungsdauer: 03.- 28.SEPTEMBER 2013

PSM

Köpenicker Str. 126

10179 Berlin

+49 30 755 24 626

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